Ein Beitrag von Dr. Rita Niedermayr, Geschäftsführerin Controller Institut, Wien
Das Controller Institut hat heuer das zweite Risikomanagement-Panel, wiederum in bewährter Zusammenarbeit mit dem Institut für Corporate Governance der WU Wien, durchgeführt. Das Risikomanagement-Panel befragt Risikomanagement-Verantwortliche größerer Unternehmen (Top-600-Unternehmen in Österreich) zu den Aktivitäten und Ausprägungen in ihrem Unternehmen. Das Panel bietet mit seinen zahlreichen Benchmarks eine gute Vergleichsmöglichkeit im Kreis der teilnehmenden Unternehmen. Es ist zudem eine Plattform für Wissens- und Erfahrungsaustausch.
Der Zuspruch war mit einem 20%-igen Rücklauf auch bei der zweiten Auflage des Panels wieder gut, was auf ein anhaltendes Interesse der Risikomanagement-Verantwortlichen an empirischen Ergebnissen zum eigenen Funktions- und Berufsbild zurückzuführen ist.
Damit bestätigen die vorliegenden Ergebnisse die Aussagen des ersten Panels aus dem Jahr 2013: Eine kontinuierliche Entwicklung kann vorgefunden werden, insbesondere, was die Institutionalisierung des Risikomanagements betrifft. Zwei Drittel der befragten Unternehmen investieren Personalressourcen im Umfang von mindestens einem Personenjahr für Aufgaben des unternehmensweiten Risikomanagements. Ein Drittel der Unternehmen verfügt über eine Risikomanagement-Abteilung im Sinne einer eigenen Stabstelle, was auch in der Regel mit einem höheren Ausbaugrad des Risikomanagements einhergeht. Im Jahr 2013 war dies noch deutlich weniger (ein Fünftel). Gleichzeitig bleibt der Controlling-Bereich für rund ein Viertel der Unternehmen die organisatorische Heimat des unternehmensweiten Risikomanagements. Auch die Ansiedelung bei der kaufmännischen Geschäftsleitung ist nach wie vor eine praktizierte Option. Die Institutionalisierung ist aber bei weitem noch nicht abgeschlossen, auch wenn in den letzten Jahren erhebliche Aufbauarbeit im Risikomanagement geleistet wurde. Es gibt noch zahlreiche Unternehmen mit Aufholbedarf. Sie müssen Personalressourcen im Risikomanagement schaffen und dem Risikomanagement durch hauptamtliche Aufgabenträger mehr Gewicht und Perspektive geben.
Das Berufsbild der Risikomanagement-Verantwortlichen festigt sich zunehmend. Risikoberichterstattung und Koordination der Risiken aus den Abteilungen sowie die Etablierung der Risikomanagement-Prozesse stehen weiterhin deutlich on top der Agenda. Dieses Aufgabensetting passt auch zum tendenziell defensiven Selbstbild der Risikomanager. Sie sehen sich vielfach als Koordinatoren mit dem Ziel, Risiken zu vermeiden und selten als „Challenger“ des Managements in Risikofragen. Nicht verwunderlich ist, dass auch der (wahrgenommene) Auftrag der Geschäftsführung/des Vorstands in diese Richtung geht und Risikomanager eher nur am Rande in strategische Entscheidungen eingebunden sind.
Gleichzeitig zeigt sich, dass das Aufgabengebiet der Risikomanager breiter und anspruchsvoller wird. Aufgaben wie die Etablierung einer Risikokultur oder auch die Integration mit den strategischen und operativen Steuerungssystemen oder auch die aussagekräftige Berichterstattung an den Aufsichtsrat werden wichtiger, was wiederum die Notwendigkeit zusätzlicher Personalressourcen bekräftigt. Risikomanager erleben heute mehr denn je ein Spannungsfeld zwischen der Erfüllung regulatorisch-organisatorischer Basisaufgaben und dem wachsenden Anspruch, einen Beitrag für eine nachhaltige, moderne Unternehmenssteuerung zu erbringen. Es ist daher an der Zeit, das Berufs- und Rollenbild in der Praxis breiter zu denken und den Risikomanagern neben ihren in der Tat essentiellen Berichts- und Koordinationsaufgaben auch einen aktiven, beratenden Part zuzuschreiben. Hier werden Parallelen zu den Controllern auf dem Weg zu Partnern des Managements sichtbar.
Am Ende des Tages ist alles auch eine Frage der fachlichen und überfachlichen Kompetenzen der Risikomanagement-Verantwortlichen. Verfügen die Risikomanagement-Verantwortlichen über die erforderlichen Kompetenzen, um das breite Aufgabenspektrum erfolgreich wahrnehmen und eine Partner-Rolle einnehmen zu können? Welche Kompetenzen sind es, die Risikomanager für eine Zusammenarbeit mit dem Management auf Augenhöhe befähigen? Neben einem ausgeprägten Risikoverständnis im Management sind Kompetenzen der Risikomanagement-Verantwortlichen wie Beratungsfähigkeit, Konfliktlösungsfähigkeit oder die Fähigkeit des Impulsgebens neben einem sich laufend erneuernden Fachwissen „der“ Ansatzpunkt, um die Risikokultur im Unternehmen positiv zu gestalten.
Die Ergebnisse des Risikomanagement-Panels fließen in die laufende Ausbildungs-Arbeit am Controller-Institut ein. Insbesondere die für Risikomanager erforderlichen Kompetenzen stehen im Fokus des Lehrgangs Certified Corporate Risk Manager, der diesen Herbst erneut startet. Die Module des Lehrgangs sind einzeln buchbar. Mehr Informationen erhalten Sie hier.