Interviewpartner: Klaus Martin Jäck
Funktion: Leiter Risk Management
Unternehmen: Horváth & Partner GmbH
Website: http://www.horvath-partners.com
Beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen. Welche Zielgruppe sprechen Sie hauptsächlich an?
Horváth & Partners ist der Spezialist für Unternehmenssteuerung und Performanceoptimierung – – für das Gesamtunternehmen wie für die Geschäfts- und Funktionsbereiche. Als solcher bieten wir unseren Kunden Beratungsleistungen von der Konzeption bis zur Verankerung von Lösungen in Prozessen und Systemen. Darüber hinaus vermitteln wir durch die Horváth Akademie unser Wissen auch in Form von Trainings und Weiterbildungsveranstaltungen.
Risikomanagement: Allheilmittel oder Papiertiger?
Weder noch. Wenn man Risikomanagement nur halbherzig betreibt, dann endet es als Papiertiger. Falls man jedoch ein unternehmensweites Risikomanagement schafft, welches Inputgeber für viele Bereiche ist, dann liefert das Risikomanagement wertvolle Antworten auf viele Fragen der Unternehmensführung. Was meine ich damit genau? Jede unternehmerische Entscheidung muss immer unter Abwägung der damit verbundenen Chancen und Risiken erfolgen – Risikomanagement muss daher Entscheidern genau diese Informationen liefern, und zwar in adressatengerechter Form, Frequenz und Detailtiefe.
Was macht in Ihren Augen ein leistungsfähiges Risikomanagement aus?
Ein Risikomanagement-System muss Entscheidungen herbeiführen können, daher muss das RM verschiedene Unternehmensbereiche verbinden und die unterschiedlichen Sichten in eine Sprache übersetzen können.
In den 90er Jahre ist das Risikomanagement zu einer reinen Zahlenschlacht verkommen, heute sehen wir einen Trend, welcher Risiken auch als Chance betrachtet. Risikomanagement ist somit Impulsgeber für neue Chancen und Möglichkeiten im Unternehmen, anstatt sich auf eine bloße Verhinderung von Risiken zu fokussieren. Risiko-Radare spielen dabei eine sehr große Rolle, Chancen und Risiken früher und besser zu erkennen. Unsere Erfahrung nach sind viele Daten und viel Wissen in den Unternehmen bereits vorhanden, es wird jedoch nur zu einem Bruchteil genutzt. Hier schaffen wir strukturierte Prozesse, die auch eine Steuerung nach KPIs und KRIs ermöglichen.
Wie stark muss Risikomanagement mit anderen Management-Prozessen, z.B. dem Compliancemanagement verzahnt sein?
Je stärker desto besser! Integration ist einer der größten Erfolgsfaktoren beim Aufbau eines effektiven Risikomanagements. Je enger die Prozesse des Risikomanagements mit den steuerungsrelevanten Prozessen im Unternehmen verzahnt sind, umso größer sind die Effekte, die erzielt werden können – von den Synergien und Kosteneinsparpotentialen einmal ganz zu schweigen. Wir müssen wegkommen von der isolierten Disziplin des Risikomanagements – hin zu einem Risikomanagement, welches ganz selbstverständlicher Bestandteil des täglichen Arbeitens ist. Wenn wir es schaffen, dass Risikomanagement wertvolle Informationen in die Entscheidungsprozesse und Steuerungsabläufe des Unternehmens zurückspielt, dann wird aus der lästigen Pflichtübung der Risikomeldung plötzlich ein wertschöpfender Arbeitsschritt. Risikomanagement wird damit ein echtes Steuerungsinstrument werden, welches die Performance des Unternehmens entscheidend beeinflussen kann.
Wie begegnen die Unternehmen nach Ihren Erfahrungen den Risiken aus einer immer komplexeren und vernetzten Umwelt?
Viele versuchen die Risiken zu ignorieren und sagen mir ganz offen: „Wenn das Risiko mal eintritt, erst dann beschäftige ich mich damit“. Da in einem komplexen System die Risiken aber niemals isoliert auftreten sondern in Wechselwirkung zueinander stehen, können auch harmlos wirkende Einzelrisiken einen Dominoeffekt ungeheuren Ausmaßes erzeugen. Daher sorgen wir mit unseren Lösungen dafür, dass diese Auswirkungen für unsere Kunden transparent und beherrschbar werden. Beispielsweise können wir mit unseren Steering Lab Lösungen systemische Risikonetze identifizieren und durch prädiktive Big Data Analysen neuen Risiken überhaupt erst erkennen und bewerten.
Was sind die Top-Herausforderungen für deutsche Unternehmen in 2016?
Digitalisierung, ganz klar. Digitalisierung ermöglicht völlig neue Geschäftsmodelle und -prozesse – bietet aber auch neue Angriffsflächen. Es gibt keine Industrie, die von der Digitalisierung nicht betroffen ist, von der Schnelligkeit, dem Überfluss an Daten und den schier unendlichen Möglichkeiten zur Nutzung dieser Daten. Wer in solchen Zeiten jedoch noch Risikomanagement mit Excel betreibt, kann niemals schnell genug reagieren – auf Positives als auch auf Negatives.
Ein kurzes Statement zum Schluss:
Risikomanagement ist wunderbar, wo sonst analysiert man historische und zukunftsorientierte Daten um Trends und Schwachstellen zu erkennen und sich und sein Unternehmen immer weiter zu verbessern? Und der Einfluss von Risikomanagement wird weiter wachsen, dafür sorgen Big Data Technologien, Risiko Radare und neue Risikomodelle, die wir bei Horvath & Partner erforschen, entwickeln und zum Nutzen unserer Kunden einsetzen. In naher Zukunft werden nur diejenigen Unternehmen auf Dauer erfolgreich sein, die mit solchen Methoden und Werkzeugen ihre Risiken identifizieren und steuern.