Ein professionelles Risikomanagement dient eigentlich dazu, Risiken zu minimieren, diese im optimalen Fall auszuschalten und Chancen für die Zukunft der eigenen Organisation zu wahren. Leider verfangen sich viele Risikomanagementprojekte selbst in der Gefahr des Scheiterns und werden zu einem Risiko für die eigene Organisation. Einer der Hauptgründe: wenig ausgebildetes Know-how und das Fehlen eines Generalisten und Lösungsentwicklers namens Risikomanager.
Weshalb Risikomanagement in Organisationen scheitert, kann viele Ursachen haben. Und diese Ursachenvielfalt bedeutet jede Menge Arbeit für Top-Manager. Gesucht sind neue Denkmodelle und Verhaltensmuster, um Risiken zu minimieren und Chancen für die Zukunft zu wahren.
Fakt ist: Es gibt kein homogenes Berufsbild des Risikomanagers. Denn so vielfältig die Aufgaben, so vielfältig sind die geforderten Kompetenzen. Wichtig ist die Konzentration auf ein frühzeitiges und umfassendes Risikomanagement, das in der gesamten Organisation fest verankert ist. Nur so kommt das Unternehmen zu einer vorwärtsgewandten Risiko- und Chancensicht.
Darüber hinaus müssen Risikomanager die organisationsweite Komplexität reduzieren können. Denn Risikominimierung oder -vermeidung heißt vor allem die Fähigkeit, konkrete Lösungen zu entwickeln sowie Risikomanagementmethoden individuell anzupassen und am Ende zukunftstauglich einzusetzen. Ergo gibt es Risikomanagementfähigkeiten nicht von der Stange. Für diese Aufgaben ist viel handwerkliches Wissen notwendig, das es zu erlernen gilt. Mehr noch: Risikomanagement braucht fundiertes Know-how – systematisch und nachhaltig geschult.
Neben Fachkompetenzen und analytischen Skills müssen Risikomanager gute Kommunikatoren sein, getreu des alten Sprichworts: Gute Kommunikation fängt zuhause an. Denn im Grunde sind sie Warner und Förderer zugleich. In diesem Sinne gilt es, kein Ja-Sager zu sein. Das heißt, Planungen und Entscheidungen immer wieder intern zu hinterfragen sowie Risiken und Chancen neutral anzusprechen. Mit diesem Vorgehen stehen Risikomanager gerne zwischen allen Stühlen. Will heißen, sie brauchen ein „dickes Fell“, um sich gegen Widerstände, Vorbehalte oder „Wagenburgmentalitäten“ einzelner Fachbereiche durchzusetzen. Im Umkehrschluss verlangt das ein übergeordnetes Denken im Sinne der Gesamtorganisation. Hierzu ist die Zusammenarbeit mit allen Führungs- und Mitarbeiterebenen unerlässlich. Die Krux: In vielen Fällen führt vor allem das Kommunikationsversagen zum Scheitern des Risikomanagements. So erreichen häufig Fehlentwicklungen, die vom Risikomanagement erkannt werden, nicht in der erforderlichen Aufbereitung und Nachvollziehbarkeit die Führungsetage des Unternehmens.
Defizite im Bereich der Soft-Skills sind ein Ankerpunkt, sich für eine qualitativ bessere Ausbildung von Risikomanagern einzusetzen. Das heißt für potenzielle Risikomanager, dass sie neben ausgeprägten fachlichen Kompetenzen (beispielsweise bei der stochastischen Modellierung oder der Analyse von makroökonomischen Trends) soziale und kommunikative Fähigkeiten mitbringen müssen. Sind doch gerade diese Eigenschaften wichtig, um sämtliche Mitarbeiter eines Unternehmens für ein besseres Risikomanagement zu gewinnen (Stichwort: Awareness).
Bei allen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten ist es fundamental, dass angehende Risikomanager ein klares Verständnis für ein umfassendes und Mehrwert-stiftendes Risikomanagement entwickeln. Das bedeutet, die teils spröde Theorie in die Praxiswelt zu übertragen. Dies gelingt am besten mit Praxis- und Fallbeispielen. Dementsprechend geht es darum, das Anwenden quantitativer Methoden zu vermitteln und diese, ohne diese dann zielführend in den Gesamtkontext der jeweiligen Situation und Organisation einzuordnen.
In Deutschland gewinnt das Thema in den letzten Jahren zunehmend an „Ausbildungsfahrt“. Neben vielen anderen Einrichtungen bietet jetzt auch das Forschungszentrum Risikomanagement der Universität Würzburg in Kooperation mit der Risk Management Association (RMA) ein Studienprogramm mit dem Abschluss “Enterprise Risk Manager (Univ.)” an. Das Programm verteilt sich auf drei jeweils 2-3 tägige Module und startet am 15. April 2015, Ausbildungsort ist Würzburg.
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