Interviewpartner: Hardy Nitsche
Funktion: Geschäftsführer
Unternehmen: 360report
Website: http://www.360report.org
Beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen. Welche Zielgruppe sprechen Sie hauptsächlich an?
360report entwickelt und vertreibt Softwarelösungen (SaaS) für das Management und Controlling sowie die Berichterstattung zu unternehmerischen Nachhaltigkeitsleistungen. Unsere Softwarelösungen übersetzen komplexe Berichtsstandards in eine intuitive Eingabestruktur und ermöglichen eine voll automatisierte Berichterstattung auf Knopfdruck.
Unternehmen erstellen mit 360report innerhalb weniger Tage zertifizierbare Berichte nach internationalen Standards in allen relevanten Nachhaltigkeitsbereichen und sparen so bis zu 80% Zeit und Kosten bei der Berichterstattung.
Unser Software-Portfolio deckt die Nachhaltigkeitsberichterstattung ebenso ab wie CO2-Bilanzierung und das Lieferantenmanagement. Branchen– und kundenspezifische Standards lassen sich dank unserer offenen Software-Architektur flexibel integrieren.
Unsere Zielgruppe sind – unabhängig von Branche und Unternehmensgröße – alle Unternehmen, die ein Reporting zu Nachhaltigkeitsdaten erstellen müssen. Dies kann ein GRI Nachhaltigkeitsbericht sein, eine CO2-Bilanz oder auch das Reporting zu den eigenen Nachhaltigkeitskennzahlen an einen Konzern.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?
Nachhaltigkeit zu definieren führt immer wieder zu Verwirrungen. Ich glaube, viel wichtiger als das Definieren eines doch sehr vielfältigen Begriffs ist es, Nachhaltigkeit als ein gesamtgesellschaftliches Phänomen zu verstehen, zu dem jeder seinen Beitrag leisten kann und muss. Das heißt nicht immer, das Thema sofort ganzheitlich umsetzen zu müssen; entscheidend ist, überhaupt erstmal damit anzufangen. Deswegen sehen wir unsere Leistung darin, jedem Unternehmen – unabhängig von der Unternehmensgröße und dem im Unternehmen vorhandenen Nachhaltigkeits-Knowhow – den Einstieg zu Nachhaltigem Wirtschaften zu ermöglichen, indem wir die Komplexität und den Zeit- und Kostenaufwand bei der Berichterstattung signifikant reduzieren.
Welchen Umsetzungsgrad sehen Sie in Deutschland für das Thema Nachhaltigkeit?
Der Umsetzungsgrad in Deutschland ist grundsätzlich bereits hoch. Gerade im Mittelstand gibt es eine Vielzahl an Unternehmen, die sich ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst sind und dieser nachkommen. Dennoch glaube ich, dies kann noch deutlich ausgebaut werden, da Nachhaltiges Wirtschaften in vielen Unternehmen eher die Summe vieler Einzelmaßnahmen darstellt und noch nicht im Sinne einer gesamtheitlichen Unternehmensstrategie angegangen wird.
Bei den meisten Großunternehmen ist Nachhaltigkeit bereits umfassend in die Unternehmensabläufe integriert. Immer stärker schauen die Unternehmen aber auch, was vor dem eigenen Betriebstor passiert. Ein Unternehmen kann nicht nur für seinen Kernbetrieb sagen: Ich wirtschafte verantwortlich. Es muss sicherstellen, dass die Standards auch von den Lieferanten eingehalten werden. Die Skandale und Reputationsdesaster um Apple, KiK und H&M in den vergangenen Jahren haben dafür gesorgt, dass die Unternehmen in dieser Hinsicht viel stärker sensibilisiert sind und von ihren Lieferanten die transparente und überprüfbare Dokumentation zu Nachhaltigkeitsleistungen einfordern.
Gesamtwirtschaftlich betrachtet kann nachhaltigen Entwicklung nur dann vorankommen, wenn sowohl die Großunternehmen wie auch die Vielzahl an KMU einen entscheidenden Beitrag hierzu leisten.
Die EU hat im September 2014 die sog. CSR-Berichtspflichten verabschiedet. Was bedeutet dies Ihrer Meinung nach für die Unternehmen in Deutschland?
Aktuell bedeutet es vor allem, vorbereitet zu sein. Zwar hat die Bundesregierung noch bis 2016 Zeit, die Richtlinie zur CSR-Berichtspflicht für Deutschland auszugestalten. Doch die Unternehmen sind schon jetzt gefordert. Diejenigen Unternehmen, die bislang noch keinen Nachhaltigkeitsbericht erstellt haben und noch kein Controlling zu Nachhaltigkeitskennzahlen aufgesetzt haben, werden sich umgehend mit dem Thema auseinandersetzen müssen und ein Reporting im Unternehmen aufsetzen. Und dabei sind nicht nur Unternehmen angesprochen, die unmittelbar von der Richtlinie betroffen sind. So gut wie alle mittelständischen Unternehmen sind als Teil der Lieferkette ihrer (Groß-)Kunden ebenfalls direkt betroffen und müssen Nachhaltigkeitsreporting im Unternehmen aufsetzen.
Ich bin der Überzeugung, dass Nachhaltiges Wirtschaften und die transparente Dokumentation der unternehmerischen Nachhaltigkeitsleistung in den kommenden Jahren zur Grundvoraussetzung wird, um im Wettbewerb nicht zurückzufallen.
Was war das spannendste Projekt, das Sie/Ihr Unternehmen in den letzten 12 Monaten in Angriff genommen haben?
Ein spannendes Beispiel dafür, wie Reporting effizient funktionieren kann, ist die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts der FAI rent-a-jet AG mit 360report. Die FAI rent-a-jet AG ist einer der führenden Anbieter von Speziallogistik für Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen, von Flugleistungen im Bereich VIP Charter und Ambulanzflug sowie für Flugzeugwartung. Nachhaltigkeit ist schon seit Längerem ein strategisches Thema im Unternehmen. Als Mitglied beim UN Global Compact ist die jährliche Dokumentation der eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten von besonderer Relevanz und ein jährlicher Fortschrittsbericht unentbehrlich. FAI dokumentierte seine Nachhaltigkeitsleistungen lange Zeit durch einfache Präsentationen. Die Erstellung eines professionellen Nachhaltigkeitsberichts führte das Unternehmen zu 360report. Die Erfüllung mehrerer Standards und der geringe Zeitaufwand bei der Berichterstattung boten FAI entscheidende Vorteile gegenüber gängigen Lösungen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: ein professioneller Nachhaltigkeitsbericht nach internationalen Standards. Der Bericht erfüllt dabei nicht nur den G4 Standard der Global Reporting Initiative, sondern entspricht auch dem UN Global Compact „advanced“ Level.
Ein kurzes Statement zum Schluss:
Das Reporting zu allen Bereichen der Nachhaltigkeit wird auch für kleine und mittelständische Unternehmen immer relevanter. Gesetzliche Regulierungen wie die im September 2014 verabschiedete EU-Richtlinie setzen Mittelständler zunehmend unter Berichtsdruck. Konzerne verpflichten ihre Lieferanten immer häufiger zur Berichterstattung, um Reputationsrisiken in der Lieferkette zu vermeiden.
Dennoch fällt auf: Kleine und mittelständische Unternehmen wagen sich nur zögernd an das Thema heran, weil sie vor der Komplexität und dem Aufwand zurückscheuen. Genau diesen Unternehmen möchten wir mit unseren Softwarelösungen ermöglichen, auch ohne Vorwissen und mit geringen finanziellen Ressourcen die eigenen Nachhaltigkeitsleistungen zu messen, zu steuern und zu kommunizieren.