Zum 22. Mal wurden die „Oskars für Datenkraken“, wie Le Monde die Verleihung der BigBrother Awards einmal nannte, am letzten Wochenende an die größten Datensünder der vergangenen 12 Monate verliehen. „Geehrt“ werden Firmen, Organisationen und Personen, die die Privatsphäre der Menschen nachhaltig beeinträchtigen sowie persönliche Daten verkaufen oder gegen das ursprüngliche Interesse verwenden.
Zu den (un-)rühmlichen Preisträgern, die in diesem Jahr geehrt wurden, zählen:
- Irische Datenschutzaufsichtsbehörde in der Kategorie „Lebenswerk“… für die Aushebelung des europäischen Datenschutzrechts, so dass Großkonzerne wie Facebook, Google, Apple etc. Unmengen an Daten sammeln, auswerten und verkaufen können.
- Bundeskriminalamt in der Kategorie „Behörden und Verwaltung“
… für die Speicherung von personenbezogenen Daten ohne oder mit unzureichender Kennzeichnung, so dass die Gefahr besteht, dass Menschen ungerechtfertigt als Gefährder oder Straftäter behandelt werden. - Bundesdruckerei in der Kategorie „Technik“
… für die Nutzung der Blockchain-Technik zur Belegung der Authentizität von Schulzeugnissen. Die Blockchain-Technik verbraucht nicht nur Unmgenen an Energie, sie ist für diesen Anwendungsbereich zudem auch aus Gründen des Datenschutzes nicht geeignet, da sich Daten (auch falsche oder widerrechtlich gespeicherte) nicht löschen lassen. - Klarna Bank AB in der Kategorie „Verbraucherschutz“
… für die intransparente Bündelung von Daten und des Missbrauchs von Macht als Shopping-Service, Zahlungsdienstleister, Preisvergleichsportal, persönlicher Finanzmanager, Bonitätskontrolleur und Bank. - Lieferando in der Kategorie „Arbeitswelt“
… für die detaillierte und sekundengenaue Erfassung von Standort und Verhaltensdaten der für den Lieferdienst tätigen Fahrerinnen und Fahrer.

Cartoon von Heiko Sakurai
Die BigBrother Awards sind ein internationales Projekt: In bisher 19 Ländern wurden Verstöße gegen Datenschutz und Demokratie mit diesen Preisen so an die Öffentlichkeit gebracht. Der Name “BigBrotherAwards” ist George Orwells “1984” entnommen, in der der Autor bereits Ende der vierziger Jahre seine Vision einer totalitären Überwachungsgesellschaft entwarf. Die Preisskulptur, eine von einer Glasscheibe durchtrennte und mit Bleiband gefesselte Figur, wurde von Peter Sommer entworfen. Sie zeigt eine Passage aus Aldous Huxleys “Schöne Neue Welt”.
Und die “Oskars für Datenkraken” haben bereits einiges bewirkt: Sie machten die Datenschutzprobleme bei Kundenkarten bekannt und zeigten die Risiken von RFID-Chips. Schon lange vor den Skandalen bei Lidl, Telekom, Bahn und Co. wurden die BigBrotherAwards an diese Konzerne verliehen, für die Überwachung von Mitarbeitern und Kunden. Auch so illustre Namen wie Otto Schily und Brigitte Zypries wurden mit diesem Preis bedacht, neben der bitkom findet sich auch die Ludwig-Maximilians-Universität München sowie die Bundeswehr unter den Preisträgern.
In Deutschland setzt sich die Jury aus Vertreter.innen folgender Organisationen zusammen: Digitalcourage e.V., Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD), Netzwerk Datenschutzexpertise, Chaos Computer Club (CCC), Frankfurt University of Applied Science