Wir möchten in diesem Blogeintrag die Studie zum Thema Akzeptanz des deutschen Corporate Governance Kodex der Handelshochschule Leipzig unter der Führung von Prof. Dr. Marc Steffen Rapp sowie Prof. Dr. Michael Wolff vorstellen.
Die Handelshochschule Leipzig führt seit 2011 jährlich eine Studie zur Akzeptanz des deutschen Corporate Governance Kodex durch. Hierzu werden die aktuellen Entsprechenserklärungen der größten börsennotierten Gesellschaften aus DAX und MDAX ausgewertet und darauf aufbauen das Complianceverhalten der Unternehmen analysiert.
Ziel ist es, ein aktuelles und detailliertes Bild der Kodexentsprechung zu vermitteln. Dafür werden das grundsätzliche Akzeptanzniveau und das Entsprechensverhalten auf Kapitel- und Ziffernebene dargestellt sowie die Corporate Governance Qualität der Unternehmen mittels aggregierter Indizes diskutiert.
Den Abschluss bildet ein Ausblick auf zukünftige Entsprechungsgrade und die aktuellen Änderungsvorschläge der Kodexkommission. Das Ergebnis ist eine Studie der Kodexakzeptanz, die eine differenzierte und zugleich individuelle Perspektive auf die Unternehmen eröffnet.
Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse 2014:
Die Studie zeigt, dass im Durchschnitt 96,8% der „Soll-Empfehlungen“ des deutschen Corporate Governance Kodex von den DAX- und MDAX-Unternehmen erfüllt werden. Ablehnung erfahren insbesondere Empfehlungen zum Abfindungs-Cap in Vorstandsverträgen, der Zielbenennung des Aufsichtsrats, dessen Zusammensetzung sowie Fragen der Aufsichtsratsvergütung. Die Kodexziffer 5.4.6 (Aufsichtsratsvergütung) weist mit einer Entsprechensquote von 48,7 Prozent die höchste Abweichungsquote über alle Gesellschaften auf. Es zeigt sich, dass oftmals für die Nicht-Entsprechung einer Kodexziffer nur eine oder wenige Empfehlungen innerhalb der Ziffer hauptursächlich sind. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt für die kritischen Ziffern 5.2 (Aufgaben und Befugnisse des Aufsichtsratsvorsitzenden), 5.3.2 (Prüfungsausschuss) 5.4.6 (Aufsichtsratsvergütung) und 7.1.2 (Konzernabschluss).
Insgesamt kann festgehalten werden, dass große Gesellschaften und Gesellschaften in Streubesitz höhere Entsprechensgrade erreichen. Der Transparenz-Index erreicht für beinahe alle DAX-Gesellschaften sehr hohe Standards, für ein Sechstel der MDAX-Gesellschaften besteht jedoch noch zum Teil erheblicher Handlungsbedarf. Ähnliches ist für die Themenfelder Überwachung/Kontrolle sowie Anreizsysteme festzuhalten.
Gegenüber der Vorjahresuntersuchung zeigt sich eine deutliche Verbesserung in den Teilbereichen Transparenz und Anreizsysteme. Allerdings prognostizieren die Gesellschaften nur noch bei 9 Prozent aller Abweichungen, dass diese zukünftig vollständig erfüllt werden oder zumindest eine weitere Annäherung stattfindet.