Ein Beitrag zum Thema e-Learning von Onno Reiners, M.I.T. e-Solutions GmbH
Das Thema Compliance steht aktuell ganz oben auf der Agenda vieler Unternehmensführungen. Neben der Etablierung eines Compliance Managementsystems und der entsprechenden Vorgaben kommt der Vermittlung der Compliance-Inhalte an die Mitarbeiter eine entscheidende Rolle zu. Nur wer die für ihn gültigen Gesetze, Richtlinien und Vorgaben kennt und versteht kann sich auch entsprechend rechtlich und ethisch korrekt verhalten. Im Zeitalter der Internet-Kommunikation drohen bei Verstößen nicht nur Geldbußen und strafrechtliche Konsequenzen, sondern auch eine schnelle und unwiderrufliche Beschädigung des Rufs eines Unternehmens und seiner Marken. Rechtskonformes Verhalten im gesamten Unternehmen erfordert Sensibilisierung für das Thema und für kritische Situationen im Arbeitsalltag, konkretes Handlungswissen und eine Compliance-Kultur, die alle motiviert entsprechend der Unternehmensrichtlinien zu handeln.
Doch wie sollen Compliance-Inhalte möglichst wirksam und nachhaltig vermittelt werden? Meistens werden die Leitlinien und Regelungen eines Unternehmens im Intranet, in Wikis oder in Papierform bereitgestellt. Hinzu kommen in der Regel Schulungen in Form von klassischen Seminaren, Workshops und zunehmend auch Präsenzveranstaltungen in Verbindung mit e-Learning und virtuellen Konferenzen (Blended Learning) oder reines e-Learning.
Wichtig ist, dass die Form der Wissensvermittlung auf die Zielgruppe und den zu vermittelnden Inhalt zugeschnitten ist. Bei Schulungen für kleine Zielgruppen oder Spezialisten wie Sicherheitsbeauftragte eignen sich bspw. eher Seminare oder Blended Learning, weil Spezialwissen mit möglicherweise kurzen Halbwertszeiten sich nur selten für e-Learning Investitionen lohnt. Bei Flächenschulungen mit vielen Teilnehmern und Terminvorgaben empfiehlt sich e-Learning, denn damit kann eine große Zielgruppe gleichzeitig und mit identischer Qualität erreicht werden und die Nachweispflicht wird automatisiert durchgeführt.
Um das Effizienz- und Effektivitätspotential von e-Learning bei Compliance-Trainings zu nutzen, sollten Lernprogramme folgende Eigenschaften haben:
- Nachweisbarkeit: Kurse werden über ein Lernmanagementsystem ausgerollt. So sind eine Steuerung und ein Monitoring des Roll-Outs möglich, um per Erinnerungsfunktion und Eskalationsverfahren einen Erfüllungsgrad von nahezu 100% zu erreichen und revisionssicher nachzuweisen.
- Tone from the Top: Per Video oder Foto-Statement sollte die Geschäftsführung in den Kursen die Wichtigkeit von Compliance deutlich machen
- Kürze: Compliance-Schulungen sind meist Flächenschulungen. E-Learning-Kurse müssen deshalb auf den Punkt kommen, um wenig Arbeitszeit zu beanspruchen. Eine Bearbeitungszeit von maximal einer Stunde Arbeitszeit wird von den Lernern meistens noch akzeptiert.
- Praxisnähe: Die Kurse müssen konkrete Situationen im Arbeitsalltag aufgreifen, anschaulich darstellen und vom Lerner beurteilen lassen. Lerner müssen sich im Stoff „wiederfinden“.
- Interaktivität: Lerner müssen sich aktiv in die Materie einbringen können, Kurse ohne Lerneraktivität haben keinen dauerhaften Lerneffekt.
- Motivation: Compliance-Themen stehen auf keinen Bestseller-Listen. Deshalb müssen Online-Kurse motivieren: durch Praxisnähe, Interaktivität, Animationen, Grafiken und Audio.
- Differenzierung: Im Interesse der Kürze differenzieren ausgereifte Lernprogramme zwischen getrennten Lernpfaden für Führungskräfte und Mitarbeiter, damit nur das jeweils erforderliche Wissen transportiert wird.
- Einbettung in Richtlinien-Rollouts und Awareness- Kampagnen: e-Learning-Kurse sollten die Inhalte der eigenen Richtlinien abbilden können und die Sensibilisierung für Compliance-Themen im Rahmen von Awareness-Kampagnen unterstützen
- Erfolgskontrolle: Ob als Selbsttest oder als Nachweisprüfung: Compliance-Kurse sollten mit einem Test abschließen, um den Lernerfolg freiwillig oder nachweisbar sicherzustellen.
- Anpassbarkeit: Standard-Lernprogramme sollten auf die Bedürfnisse des einzelnen Unternehmens anpassbar sein. So sollten umfangreiche Möglichkeiten vorhanden sein, um die Kurse inhaltlich und optisch auf individuelle Firmenanforderungen anzupassen.
Wichtige Elemente eines Compliance e-Learning-Tools sind zudem: zielgruppenspezifische Ansprache (evtl. über getrennte Lernwege), angemessene Multimedialität, die den Lernstoff motivierend und anschaulich darstellt, Praxisnähe, die plausible Fälle aus dem Arbeitsalltag darstellt, sowie Interaktivität, die den Lerner aktiv einbindet und somit den Lernerfolg erhöht. Darüber hinaus ist es wichtig, dass unternehmensspezifische Dokumente und Inhalte eingebunden werden können, z.B. eine Video-Ansprache der Geschäftsleitung oder die Darstellung der Compliance-Zuständigkeiten und –Ansprechpartner im Unternehmen. Und schließlich ein Abschlusstest mit einem Zufallsgenerator, der bei jedem Durchlauf aus einem Pool von Fragen einen Test zusammenstellt, sowie ein personalisiertes Zertifikat, das bei Bestehen des Tests generiert wird.
Zusätzlich sollte das Lernprogramm in ein Lern- oder Personalmanagementsystem eingebunden sein, damit automatisch Schulungs-Nachweise für alle Teilnehmer in den Datenbanken des Unternehmens festgehalten werden, um eventuellen Nachweispflichten zu genügen.
Doch nur, wenn die Mitarbeiter diese Form der Wissensvermittlung auch akzeptieren, können Compliance-Inhalte erfolgreich vermittelt und Compliance-Risiken nachhaltig reduziert werden. Wenn das Unternehmen bereits in Zusammenhang mit anderen Themen eine erfolgreiche Selbstlernkultur mit e-Learning eingeführt hat, dann werden auch Compliance-Lernprogramme akzeptiert. Wird e-Learning zusammen mit einem Compliance-Lernprogramm das erste Mal eingeführt, sollte die Zielgruppe darauf vorbereitet werden, um die Akzeptanz sicherzustellen. Dazu bieten leistungsstarke e-Learning Anbieter Einführungspakete an, um dieses sicher zu stellen. In beiden Fällen, also beim Unternehmen, das bereits erfolgreich e-Learning einsetzt als auch beim Newcomer ist für die Akzeptanz wichtig, dass das Lernprogramm die oben genannten Qualitätskriterien erfüllt. Außerdem muss insbesondere bei Terminschulungen sichergestellt sein, dass die Zielgruppe für die Zeit der Bearbeitung freigestellt wird.
Compliance ist eine Aufgabe, bei der Schulung und Kommunikation Hand in Hand gehen sollten, denn Aufmerksamkeit und Sensibilität für das eigene kodex- oder gesetzeskonforme Verhalten lässt sich nicht durch Schulung alleine herstellen. E-Learning alleine sorgt also nicht für eine nachhaltige Reduzierung von Compliance-Risiken, sondern muss in ein entsprechendes Schulungs- und Kommunikationskonzept eingebettet sein, basierend auf einer starken, gelebten Compliance-Unternehmenskultur.
Mehr Informationen zu den Compliance-Leistungen von M.I.T. erhalten Sie unter www.compliance-learning.de
Onno Reiners ist bei M.I.T. e-Solutions für das Marketing verantwortlich. Er ist ausgebildeter Compliance Officer und seit über 20 Jahren im e-Learning-Geschäft tätig. Seine Laufbahn begann als IT- und Sprachdozent in D/USA, danach war er als Lernsystemanalytiker bei der Kölner Prokoda als Geschäftsbereichsleiter, Qualitätsmanager, Post-Merger-Projektleiter und zuletzt als International Business Area Manager für die schwedische M2S tätig. 2003 wechselte er zur deutschen bit media e-Solutions, die dann mit dem Schwesterunternehmen M.I.T fusionierte.